Fredenbecker Pfadfinder feiern Jubiläum – Mehr Zulauf in Corona-Pandemie
Von Franziska Felsch
Philipp Heise teilt sich die Stammesführung der Likedeeler mit Vanessa Heise, die wegen Prüfungsstress zurzeit nicht aktiv ist. Foto: Felsch
Im Wald übernachten, den Umgang mit Kompass und Karte lernen oder Feuer machen gehörten 1997 dazu und sind 2022 immer noch beliebt. Apropos Feuer machen: Das löste vor ein paar Jahren eine Kettenreaktion aus – mit guten Ausgang.
„Wir haben zu später Stunde hinter der Schule am Wald gegrillt, und plötzlich stand der Brandmeister mit 60 Kameraden vor uns“, erinnert sich Philipp Heise vom Vorstand. Vermutlich hatte ein aufmerksamer Nachbar den Qualm bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Als die sahen, dass das Lagerfeuer unter Kontrolle war, rückten die wieder ab, aber nicht ohne Ermahnung, dass sich das nicht wiederholen darf. Gemeinsam habe man dann überlegt, eine sichere, gepflasterte Feuerstelle in Wedel zu bauen. Sobald Rauchzeichen aus dieser Ecke aufsteigen, sind es die Pfadfinder, die Stockbrot und Würstchen rösten, weiß jetzt jeder.
Fredenbecker Likedeeler gründen sich vor 25 Jahren
Seitdem die Gemeinde Fredenbeck 2003 der Gruppe, die sich vorher immer im Jugendcafé traf, die ehemalige Hausmeisterwohnung hinter der Geestlandschule zur Verfügung gestellt hat, haben die Likedeeler eine feste Bleibe.
„Pfadfinder gehen verantwortungsvoll mit der Natur um, das gehört bei uns dazu“, erklärt Philipp Heise, der sich den Vorstand mit Vanessa Ewert teilt. Doch immer noch wüssten viele nicht, was Pfadfinder eigentlich so machen. Deshalb haben die Likedeeler das auf ihrer Homepage noch mal deutlich hervorgehoben. So ein bisschen scheinen die Jugendlichen aus der Zeit gefallen zu sein, denn bei den 7- bis 16-Jährigen steht das Erleben in der freien Natur im Mittelpunkt.
Ab sieben Jahren zu den Pfadfindern
Es sei nicht unbedingt so wie bei „Tick, Trick und Track“, den drei Neffen von Donald Duck, die 1951 zum ersten Mal in Erscheinung traten, stellen sie online klar. Obwohl vorbildlich zu sein für sie eine Selbstverständlichkeit sei, heiße das nicht: „Jeden Tag eine gute Tat“. Vielmehr stehen gemeinsame handwerkliche Betätigungen, Wanderungen, Zeltlager und Fahrten im Vordergrund.
Die Jüngsten, von sieben bis elf Jahren, nennen sich Wölflinge und gehören zu den Meuten. In den Sippen kommen die Pfadfinder – Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 16 Jahren – zusammen. Die Ältesten, ab 16 Jahren, die sich Rover nennen, treffen sich in den „Runden“.
Zuwachs in Corona-Krise
Derzeit erlebe die Meute den größten Zuwachs, weiß Philipp Heise. „Das hängt wohl mit Corona zusammen, der Drang, draußen zu sein, scheint wieder gestiegen.“ Insgesamt sind 50 Mitglieder registriert. Es gab aber auch Zeiten, in denen die Aktiven sich rar machten, sagt der 21-Jährige, der selbst begeistert seit seiner Kindheit dabei ist. Seine Eltern hatten ihn damals angemeldet. Bereut hat er es nie. Großen Spaß haben ihm die internationalen Treffen gemacht, wo sich die Gelegenheit bot, andere Jugendliche kennenzulernen. Wenn immer es seine Zeit erlaubt, kommt der Student, der in Lübeck wohnt, in die alte Heimat, ist dabei, wenn die Likedeeler auf öffentlichen Veranstaltungen für sich werben, um neue Mitglieder zu gewinnen.
Aber so richtig Nachwuchssorgen – so wie viele Vereine in der Pandemie – plagen sie nicht, erzählt er nicht ohne Stolz beim Interview in dem gemütlichen Vereinsheim, das die Jugendlichen in Eigenarbeit hergerichtet haben. An einer Wand eine Tafel mit vielen Seemannsknoten. „Ein Geschenk“, so Philipp Heise. Mit der Seefahrt hätten sie nichts am Hut. Obwohl sie sich Likedeeler nennen, so wie Störtebekers Piratenbande, die um 1390 ein Schiff nach dem anderen auf der Ostsee und Nordsee kaperte.
Mehr Wald als Kirche
Likedeeler heißt übersetzt Gleichteiler, weil sie ihre Beute gerecht aufteilten und auch die Armen nicht vergaßen. „Wichtig bei der Namenssuche war, dass er etwas mit unserer Region zu tun hat“, heißt es in ihrer Chronik. Damals, am 15. Januar, als Marko Deede und Nils Klindworth die Likedeeler aus einer Abspaltung eines benachbarten Stammes neu gründeten, weil sie ein anderes Konzept pflegen wollten als die christlichen Pfadfinder in Fredenbeck. „Mehr im Wald sein als auf dem Kirchplatz.“
Nach sechs Monaten war die Gruppe auf 30 Mitglieder angewachsen, 1998 galt die Aufbaugruppe als vollwertiger Stamm im (BdP) Bund der Pfadfinder. Ihre Jubiläumsfeier verschieben sie wegen Corona auf den Sommer. Dann kann draußen gefeiert werden – ganz offiziell und ohne Gefahr, dass plötzlich wieder eine ganze Feuerwehrmannschaft löschen will.
Quelle Stader Tageblatt vom 14.01.2022